Geschlechtsbestimmung bei Kornnattern


Durchleuchten

Eine sehr schonende Methode zur Geschlechtsbestimmung bei Kornnattern ist das Durchleuchten (Candeln), was bei allen Kornnattern die keine oder nur wenig schwarze Farbpigmente (Melanin) besitzen, bereits direkt nach dem Schlupf problemlos möglich ist.

Man benötigt dafür eine gute Lichtquelle (z.B. Fotolampe) in einem ansonsten möglichst abgedunkelten Raum. Dann wird der Schlüpfling so gehalten, dass das Licht durch das Körperende hindurchscheint und man von der Bauchseite der Natter aus den Bereich hinter der Kloake (am Übergang zum Schwanz) gut erkennen kann.

Kornnatter candeln / durchleuchten Geschlechtsbestimmung

- Sieht man unmittelbar hinter der Kloake eine längere, ca. 2mm breite rote Linie, (wie auf dem Foto) handelt es sich um ein Männchen.

- Sieht man dagegen in diesem Bereich nur einen kleinen roten Fleck, ist es ein Weibchen.

 

Hintergrund:

Was hier im Licht rot erscheint, sind die gut durchbluteten Fortpflanzungsorgane des Schlüpflings. Da die Geschlechtsorgane des Männchens (Hemipenis, Samendrüsen) einen weitaus größeren Raum einnehmen, als die weiblichen Fortpflanzungsorgane (Hemiklitoris), ist bei einem Männchen ein wesentlich größerer Bereich gut erkennbar stärker durchblutet.


Evertieren

Das Evertieren (umgangssprachlich "Poppen") ist eine weitere Methode, mit der man bei noch sehr jungen Kornis (etwa bis zu einem Alter von 6 Monaten) eine Geschlechtsbestimmung vornehmen kann. Läßt sich dabei einer oder auch beide Hemipenisse herausstülpen, ist es eindeutig ein Männchen.

Klappt das nicht, handelt es sich entweder um ein Weibchen oder um ein Männchen, das seine Muskulatur genau in dem Moment angespannt hat.

Hemipenisse Kornnatter poppen

Auf dem Foto seht ihr

die beiden ausgestülpten Hemipenisse bei einer noch ganz jungen Snow Kornnatter.

 

Wichtig ist neben einem achtsamen und ruhigen Handling auch der fürs Evertieren gewählte Zeitpunkt. Die Kornnatter sollte einen möglichst leeren Darm haben (ihr könnt ja mal raten warum 😝 ) und sich nicht gerade in der Häutungsphase befinden. Besonders gut ist bei Schlüpflingen der Tag nach der ersten Häutung dafür geeignet.

 

Mit etwas Erfahrung lassen sich die Hemipenisse dann mit leichtem, gleichmäßigen Druck in einer abrollenden Bewegung des Daumens Richtung Kloake heraustreichen.  

 

Da das Verletzungsgefahr für das Tier bei falschem Handling aber außerordentlich groß ist und sich der Ablauf allein mit einer schriftlichen Anleitung nicht ausreichend vermitteln läßt, möchte ich an dieser Stelle, ganz bewußt, auf eine detailierte Beschreibung verzichten.

Falls ihr es selber erlernen möchtet, laßt euch das bitte in einem persönlichen Gespräch und in aller Ruhe, von jemandem mit ausreichender Erfahrung in diesem Bereich, zeigen und erklären.


Schuppen zählen

Diese Methode der Geschlechtsbestimmung funktioniert mit Hilfe eines zuvor vollständig abgestreften Natternhemdes bei Kornnattern jeden Alters.
Zuerst werden die Bauchschuppen (Ventralia) bis einschließlich des Analschildes gezählt. Danach dann die paarweisen Schuppen der Schwanzunterseite (Subcaudalia).

Am besten nimmt man dafür einen Edding zur Hilfe und markiert damit jede zehnte Schuppen. Dann kommt man nicht so schnell in den Tüdel beim Zählen 😊 .

 

Geschlechtsbestimmung bei Kornnattern mit Hilfe der Schuppenzählmethode

 

Von der Anzahl der Bauchschuppen wird jetzt die Anzahl der Schuppen auf der Schwanzunterseite abgezogen.

 

Ist der ermittelte Wert kleiner als 154 handelt es sich vermutlich um ein Männchen.

Ist der ermittelte Wert größer als 154 handelt es sich vermutlich um ein Weibchen.

 

Je weiter das Ergebnis dieser Berechnung von der 154 entfernt ist, umso zuverlässiger ist die daraus resultierende Aussage über das jeweilige Geschlecht.

 

 

Hintergund:

Weibliche Kornnattern haben, jeweils in Relation zu ihrer individuellen Körperlänge betrachtet, einen kürzeren Schwanz als ihre männlichen Artgenossen. Die Anzahl und Anordnung der Schuppen selbst bleibt ein Leben lang unverändert.


Sondieren

Wenn Kornnattern schon ein wenig älter sind, ist eine Geschlechtsbestimmung auch durch das Sondieren möglich.

Geschlechtsbestimmung durch Sondieren bei Kornnattern

Diese Methode nutzt dabei für sich den Umstand,

dass die männlichen Hemipenistaschen um einiges tiefer sind als die weiblichen Hemiklitoristaschen.

 

Eine zuvor desinfizierte und mit Gleitmitteln benetzte Sonde wird vorsichtig, von der Seite kommend, unterhalb einer der beiden Analschuppen eingeführt und langsam mit leicht drehenden Bewegungen nach vorne geschoben. 

Sobald ein Widerstand spürbar ist markiert man sich die Stelle bis zu welcher die Sonde eingedrungen ist (z.B. mit dem Daumennagel) und zieht den Stab dann ebenso langsam und vorsichtig wieder heraus.

 

Jetzt läßt sich, wenn man die Sonde von außen an die Schwanzunterseite anlegt 🙂, anhand der Schuppen abzählen, wie groß die Eindringtiefe war und ob es sich demzufolge eher um ein Weibchen oder ein Männchen handelt.    

 

Eine Eindringtiefe der Sonde von etwa 3-5 Schuppen spricht für ein Weibchen

Eine Eindringtiefe der Sonde von etwa 9-14 Schuppen spricht für ein Männchen

 

Aber auch bei dieser Methode der Geschlechtsbestimmung gibt es, wie so oft, leider keine absolute Sicherheit. Ein paar ganz typische Fehlerquellen die dabei auftreten können sind z.B.: Die Hemipenistaschen sind durch getrocknetes Sekret verklebt, das Männchen spannt seine Muskulatur sehr an oder aber die Sonde wird irrtümlich in eine der beiden Analdrüsen eingeführt ... und schon wird dann ein männliches Tier aus Versehen als "Weibchen" bestimmt. Umgekehrt, ein Weibchen wird als "Männchen" bestimmt, gibt es das leider ebenso. In diesen Fällen wurde dann z.B. die dünne Haut am Ende der Hemiklitoristaschen beim Einführen der Sonde durchstoßen. Dies hat dann nicht nur eine Fehlbestimmung zur Folge, sondern bedeutet auch eine nicht unerhebliche Verletzung für das Tier.

 

Da mit dem Sondieren immer auch ein Verletzungsrisiko verbunden ist, sollte diese Methode ausschließlich von mit dieser Methode sehr gut vertrauten und erfahrenen Personen (wie z.B. einem reptilienkundigen Tierarzt) durchgeführt werden. 


Betrachten der Schwanzform

Die Form des Schwanzes unterscheidet sich bei männlichen und weiblichen Kornnattern ein wenig voneinander:

Geschlechtsbestimmung bei Kornattern anhand der Schwanzform

 Männchen

Die beiden Hemipenisse befinden sich unmittelbar hinter der Kloake im oberen Bereich des Schwanzes.

Dadurch entsteht ein, je nach Alter des Tieres manchmal mehrere Zentimeter langer Bereich mit einem fast durchgehend gleichmäßigen Durchmesser. Da dieser Abschnitt abrupt beginnt und insgesamt dünner ist als der Schlangenkörper, hat man den Eindruck einer Art von "kleiner Stufe" oder "Einschnürung" auf Höhe der Kloake. Erst nach diesem Abschnitt verjüngt sich der Schwanz dann kontinuierlich zu seinem Ende hin.

 

Weibchen

Bei Weibchen hingegen verjüngt sich der Schwanz sehr gleichmäßig bereits von Anbeginn an bis zu seinem Ende hin. Es läßt sich dadurch nur eine ganz leichte Winkelveränderung auf Höhe der Kloake erkennen.


 

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